Mein erster "richtiger" Auftritt mit Gage, Künstlervertrag und allem, was sonst noch so dazugehört, stand an. Eine ganz andere Liga - eine ganz andere Anspannung. Gerade weil mir bewusst war, dass die allermeisten Gäste wegen den Candy-Sisters (Hauptact) gekommen waren, war ich aufgeregter als sonst. Schliesslich haben die Zuschauer nicht für mich bezahlt. Meine Angsthoffnung, dass bei solch heissem Sommerwetter nicht viele Zuschauer kommen werden, hatte sich nicht erfüllt. Der Saal war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die süssen Candys in der Künstlergarderobe trugen mit ihrer professionellen und entspannten Ausstrahlung ebenfalls nicht zu meiner Beruhigung bei. So ganz allein, ohne Band und überhaupt ohne nichts - ausser der Gitarre - auf die Bühne zu dürfen/müssen, mit Songs, die noch nicht richtig sitzen und von denen ich noch nicht weiss, ob sie ankommen, ist echt hart. Das sind die Momente in diesem Projekt, in welchen ich wirklich spüre, dass ich lebe. Ich sollte für 30-40 Minuten spielen und etwas vom Umsteigen erzählen. Obwohl ich die Songs ganz bewusst langsam anstimmte, schien ich aus Nervosität ziemlich schnell gespielt zu haben. Ich war nämlich nach 30 Minuten schon durch.
Ich hatte mir im Vorfeld überlegt, nicht mit einem Song, sondern mit einem längeren Speech zu starten. Währenddessen sollte ich etwas zur Ruhe kommen und sich der Atem beruhigen. Das Publikum war aufrichtig interessiert und zeigte dies mit ungeteilter Aufmerksamkeit, welche mich tatsächlich beruhigte (auch wenn man es auf den Aufnahmen nicht hört 😁).
Viele neue Unbekannte machten mir on stage das Leben schwer. Erstens war die grosse Bühne professionell ausgeleuchtet, oder anders ausgedrückt, man sieht das Publikum nicht. Mich verunsicherte das, da ich so die Reaktionen nicht ablesen konnte. Zweitens war das Monitoring ungenügend, und dies obwohl ein professioneller Tontechniker vor Ort war. Die Schuld lag allerdings nicht bei ihm, sondern vielmehr bei mir. Ich wollte den Soundcheck unkompliziert und schnell gestalten und nicht so einen auf Diva machen. Ich dachte mir, das geht dann schon irgendwie. Das war ein Fehler! Ich hatte echt mit dem Abhören meiner Gitarre und somit auch mit der Intonation des Gesangs zu kämpfen. Alle weiteren Fauxpas waren kleinerer Natur, und die werde ich wahrscheinlich auch noch einige Jährchen mit mir rumschleifen müssen - bis die nötige Routine vorhanden ist.
Applaus ist mir noch immer unangenehm. Er fühlt sich immer noch an, als ob ich ihn nicht verdient hätte. Zudem habe ich auch Mühe, ihn als Anerkennung und nicht als Höflichkeitsgeste zu akzeptieren. Aber hier in Adliswil hat er sich ehrlich und aufrichtig angefühlt. Sodass ich ihn (trotz aller gemachten Fehler) annehmen konnte. Der laue Sommerabend zog die Leute in den Pausen nach draussen. Als ich zum Gehen über den Platz spazierte, applaudierten sie nochmals und bestärkten mich mit ermunternden Zusprüchen, weiterzumachen. Ich war peinlich berührt und wusste nicht mehr, wohin ich schauen oder wie ich reagieren sollte. Gleichzeitig war es auch sehr schön. Ganz lieben Dank dafür, liebes adliswiler Publikum. Ein Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde.
Das folgende Video wurde vom Mantra Studio Adliswil (Noemi Curcio & Oliver Corrodi) gedreht und geschnitten. Wie schön, ein solch professionelles Video zu besitzen. Dennoch war es für mich ein Schock, zu sehen, wie wackelig der Auftritt und wie ungenau die Intonation war. Gleichzeitig ist der Mitschnitt aber auch sehr lehrreich. Ich weiss nun genau, was ich zu tun habe.
Das ist mal wieder ein Video, welches dem Begriff "Ungeschönt Bloggen" alle Ehre macht 🙈.
Link zum Video: https://www.facebook.com/MundartFolk
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